Freitag, 28. Februar 2014

Arthur und Gottfried

Einst trafen sich Arthur und Gottfried in einem Wiener Kaffeehaus und philosophierten über das Leben im Allgemeinen und die aktuelle Lage im Besonderen.
Nach einem längeren Hin und Her der Argumente raunzte Arthur, ein eingefleischter Pessimist, vor sich hin: »Was einem durch das Leben geschenkt wird, ist vor allem sinnloses Leiden.«
Der als naiver Optimist berüchtigte Gottfried schwieg.
Da fügte Arthur hinzu: »Solange man jung ist, glaubt man noch an das Gute im Menschen. Je älter man aber wird, desto auswegloser erscheint einem das ganze Desaster.«
Auch darauf sagte Gottfried nichts.
Um die Sache abzuschließen, brachte Arthur seine Lebensauffassung auf den Punkt: »Die beste Lösung ist ein früher Tod.«
Gottfried widersprach nicht.
»Was ist?«, fragte Arthur, »Warum sagst du nichts? Du bist ja sonst so beredt.«
»Die Dinge sind so, wie du sagst«, antwortete Gottfried. »Das Leben ist sinnloses Leiden, die Weltlage ist ein Desaster und die beste Lösung ist ein früher Tod.«
»So? Dann bist du also auch zum Pessimisten geworden?«
»Nicht ganz.«
»Wieso?«
»Es könnte ja sein, dass ich diese Dinge schon nächste Woche wieder ganz anders sehe.«

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