Samstag, 12. März 2022

Die Probe

Der Teufel tritt vor Gott hin und schlägt IHM vor, die Menschen wieder einmal auf die Probe zu stellen.
HERR, sagt der Teufel, DU hast den Kosmos in all seiner Pracht geschaffen - und die Menschen arbeiten daran, sich selbst und alles Leben auf der Erde auszulöschen. Meinst DU nicht, wir sollten ihnen wieder einmal eine kleine Lektion erteilen, bevor es zu spät ist?
Ja, sagt der HERR, du hast recht. Was schlägst du vor?
Es gibt da in Russland, sagt der Teufel, einen Ober-Autokraten, der sich von den Demokraten bedroht fühlt. Wie wäre es, wenn DU diesem Mann in Moskau im Traum erscheinen und ihm zuflüstern würdest, dass er in sein Nachbarland einmarschieren soll?
Das könnte ich schon tun, spricht der HERR, nur weiß ich nicht, was das bringen soll.
Wir könnten dann, antwortet der Teufel, mit ansehen, wie die Menschen mit dieser Bedrohung umgehen. Wir wissen doch beide, dass sich trotz Finanzkrise, Flüchtlingskrise, Klimakrise, Missbrauchskrise und Pandemie kaum etwas geändert hat. Wir wissen beide, dass der Mensch die Fehler des anderen viel deutlicher sieht als die eigenen. Und wir wissen, dass dem einzelnen Menschen jede Erzählung recht ist, die den eigenen Standpunkt untermauert, egal wie abstrus diese Erzählung auch sein mag.
Da hast du wohl recht, sagt der HERR, aber wenn dieser Mann in Moskau seine Truppen ins Nachbarland schicken sollte, dann hätten wir keine Krise, dann hätten wir Krieg.
Eben, argumentiert der Teufel, Krisen helfen nicht. Erst wenn der Krieg tobt, ist der Mensch zum Lernen bereit.
Und wenn er nicht lernt, erwidert der HERR, ist er tot.
Genau, sagt der Teufel, lernen oder sterben, das ist hier die Frage.
Gott überlegt eine Weile. Gut, sagt ER dann, wir können diese Probe durchführen - unter einer Bedingung.
Welche, fragt der Teufel.
Dass du, antwortet der HERR, diesem Mann in Moskau im Traum erscheinst.
Das wird nicht funktionieren, sagt der Teufel. Er wird mich als Teufel erkennen und meinen Einflüsterungen widerstehen. Auch der Mann in Moskau will als Held dastehen und nicht als Bösewicht. DU hast die Menschen so geschaffen, HERR, sagt der Teufel.
Da gerät Gott ins Grübeln. Wollte ER nicht für das Gute in der Schöpfung sorgen? Konnte es zum Guten führen, wenn ER einen Krieg anzettelte? Gott entschließt sich dazu, dem Mann in Moskau im Traum zu erscheinen. ER flüstert ihm zu, er solle den Krieg in seinem Nachbarland beenden.
Da lacht sich der Teufel ins Fäustchen. Wieder einmal hat er den HERRN ausgetrickst.
Doch der Teufel hat seine Rechnung ohne den HERRN gemacht. Gott erscheint zeitgleich den Demokraten im Traum und fordert auch sie auf, den Krieg zu beenden. Und weil die Demokraten dem Autokraten in Moskau zahlenmäßig überlegen sind, brauchen sie für ihre Entscheidungen etwas länger.

Montag, 7. März 2022

Gott und Geld

Die Schöpfung, die Natur und das Leben sind Geschenke der Götter an uns. So haben sich die Menschen das ursprünglich gedacht.
Nach der Sesshaftwerdung jedoch haben wir uns Götter geschaffen, die nach Opfern verlangten, um im Gegenzug ihr Wohlwollen zu erhalten. Wir sind dabei vom Menschenopfer über das Tier- und Pflanzenopfer bis hin zur Opferung von Edelmetallen übergegangen. Schließlich haben wir die den Göttern geweihten Edelmetalle den Tempeln entnommen, um damit unsere Armeen zu finanzieren. Daraus entstand eine Schuld. Wir mussten den Göttern diese Schuld mit Zinsen zurückzahlen. Dennoch entstand die Angst, unsere Götter könnten nicht genug bekommen. Deshalb hat sich die Gier nach dem immer Mehr durchgesetzt.
Das sakrale Opfer - und später von der Münze bis zur Kryptowährung alles Geld - verlangt nach einer Deckung. Diese Deckung ist eine Art Rückversicherung, eine Bestätigung dafür, dass das Opfer etwas "wert" ist. Die perverseste Form dieser Bestätigung ist der Krieg. Im Krieg wird deutlich, wovon das Geld ursprünglich abstammt.
Nun frage ich: Ist Krieg das Opfer, das ein guter Gott von uns Menschen erwartet? Natürlich nicht. Warum gibt es dann Kriege? Meine Antwort: Weil das Wesen des Geldes noch nicht verstanden wurde. Und weil den meisten Menschen nicht bewusst ist, was "Geld" mit unserem kollektiven Denken macht.