Montag, 28. Januar 2013

Vom Scheitern und Weitermachen

Wie komme ich von dem Gefühl weg, endgültig gescheitert zu sein? Eines ist sicher: Schnell aus der Hüfte geschossene Tipps und oft zitierte Phrasen helfen mir bestimmt nicht!

Muss Literatur eigentlich beunruhigen - oder darf Literatur auch trösten? Darf ich mich selbst trösten? Wer oder was tröstet mich überhaupt? In welcher Form kommt das Tröstende zu mir? Wird es von außen an mich herangetragen? Oder ist es Teil eines inneren Dialogs?

Wäre das Tröstende Teil eines inneren Dialogs, so würde ich den tröstenden Teil in mir Theobald nennen, den anderen, verzweifelten Teil würde ich Rudolf nennen. Theobald wäre der weise Onkel Rudolfs.

Rudolf fragt Onkel Theobald: Warum soll ich weitermachen?
Theobald antwortet seinem Neffen Rudolf: Ersetze das Warum durch ein Wie.
Rudolf: Wie soll ich weitermachen?
Theobald: Stell dir vor, dein Neffe würde dich das fragen; was würdest du ihm antworten?
Rudolf: Halte an dem fest, was du bisher gemacht hast und modifiziere und variiere es nur leicht.
Theobald: Das klingt wie tröstende Literatur für den Eigenbedarf.
Rudolf: Und du klingst wie der weise Onkel Theobald.
Theobald: Ich sage nur das, was mein weiser Onkel Ferdinand auch gesagt hätte.

Montag, 14. Januar 2013

Überlebenstraining

Lehn mich vor und nicht zurück,
zieh im Kreise meinen Pfad,
halte in der Hand zum Glück,
wie ein Mensch das Steuerrad

Richtungslos und ohne Stern
bin ich für mein Schicksal blind;
gesetzte Segel ahnt ich gern,
trotz Finsternis, gebläht vom Wind

Die Ankunft ist mir einerlei;
ganz egal, wohin ich treibe,
wünsch ich mir ein Ziel herbei:
dass ich, wo ich bin, nicht bleibe

Mittwoch, 9. Januar 2013

Schiffbruch

Wohin mit meiner Unruhe und Ungeduld? Woher nehme ich Ruhe und Geduld? Setze ich mir die falschen Ziele und wenn ja, um welche Ziele geht es dabei?
Ich will etwas Wesentliches erkennen und erleide damit regelmäßig Schiffbruch. Ich fange irgendwo zu lesen an und gehe im Strom der Gedanken unter. Ich fange irgendwo zu schreiben an und lande immer wieder bei dem Gedanken, dass ich unruhig und ungeduldig bin.
Vielleicht sollte ich zeichnen oder tanzen, aber diese Vorstellung macht mich noch unruhiger. Ich werde beim Schreiben bleiben - auf die Gefahr hin, dass ich nirgendwo lande.
Ich schreibe aus Verzweiflung und zweifle am Schreiben. Mit meinen Ergebnissen kann ich längst nicht mehr zufrieden sein. Ich drehe mich doch nur immer im Kreis und werde dabei immer schneller.
Wirtschaftstheorie oder Theoriegeschichte führen mich nicht aus meiner persönlichen Krise. Die Suche nach einem sinnstiftenden Projekt erweist sich als aussichtslos. Ich kann hier mein Scheitern eingestehen - doch was kommt danach? Wohin wende ich mich?
Die Unruhe treibt mich weiter, verhindert aber jede Lösung. Ich könnte mich als Jammerlappen deklarieren, doch das wirkt schrecklich unattraktiv. Muss ich lernen, über das eigene Scheitern zu lächeln?

Dienstag, 8. Januar 2013

Verwirrungen

Ich finde mich nicht mehr zurecht und kann niemanden um Rat fragen; bin gestresst, obwohl ich Zeit habe; habe keine Geduld mit irgendwas.
Würde gerne etwas überblicken - aber das ist unmöglich.
Habe nur einen kurzen Atem; keine Ruhe; keine Geduld; keine Ausdauer.
Wünsche mir einen langen Atem, innere Ruhe, viel Geduld, Beständigkeit und Ausdauer. Sitze mit neun Büchern über Ökonomie im Lesesaal, habe zwei Stunden Zeit und fühle mich überfordert. Aber mit neun Büchern in zwei Stunden wäre jeder überfordert. Warum begebe ich mich in diese Situation?
Würde gerne etwas überblicken - aber das ist unmöglich.
Glaube, das zentrale Problem im Zinseszins erkannt zu haben, aber das sehen Millionen andere ganz anders. Wenn man den Finanzkapitaleignern nur verbieten würde, ihre Zinsgewinne gewinnbringend anzulegen, was wäre das für eine Erleichterung für uns alle! Ich habe hunderttausend Warumfragen ohne jede Antwort. Wie fange ich an, Interesse an einer einzelnen Frage zu entwickeln?
Kann nicht alles sofort haben - das wäre kindisch.
Muss meine Arbeit in Abschnitte gliedern; in bewältigbare Abschnitte. Doch meine Sprunghaftigkeit hält mich davon ab: kann nichts beginnen in der Absicht, es fertig zu machen. Woher bekomme ich Konstanz?
Würde gerne etwas überblicken - aber das ist unmöglich.

Samstag, 5. Januar 2013

Zu Zweit

Wonach suchen Sie eigentlich?
Ich suche nach den Möglichkeiten eines befriedigenden Daseins. Ich suche meinen inneren Frieden, um damit etwas zu tun.
Was wollen Sie tun, wenn Sie Ihren inneren Frieden gefunden haben?
Das weiß ich noch nicht. Zunächst frage ich mich, was ich tun kann, um meinen inneren Frieden zu finden. Ich suche Befriedigung, aber ich finde sie nicht.
Gefällt es Ihnen, wenn ich Sie mit meinen Fragen konfrontiere?
Ja, es ist eine angenehme Art der Unterhaltung.
Ist ein wenig Befriedigung auch dabei?
Ich bin innerlich unruhig und ängstlich. Befriedigt wäre ich, wenn die Angst verschwände.
Zu Zweit ist der Angst eher etwas entgegen zu halten als allein auf weiter Flur.
Das ist richtig. Auch eine Schachpartie lässt sich zu Zweit eher spielen als alleine.
Ist das Leben eine Partie Schach gegen die Angst?
In meinem Falle schon. Aber ich spiele mitunter auch gegen andere Gegner.
Gegen wen zum Beispiel?
Etwa gegen die Sinnlosigkeit, die aber auch nur wieder eine Tochter der Angst ist.
In welcher Phase des Spiels befinden Sie sich momentan?
Ich habe gerade eine wertvolle Figur verloren und muss mich gegen einen massiven Angriff wehren, mit wenig Chancen auf eine Schwächung des Gegners.
Sind Sie ein guter Spieler?
Ich übersehe viel und tappe immer wieder in eine Falle. Die Angst ist der stärkere Spieler. Ich kann nur hoffen, dass ihr die Zeit davonläuft.
Eine Befriedigung wäre es für Sie wahrscheinlich, wenn Sie ihre Partie gegen die Angst gewinnen könnten.
Da haben Sie recht. Aber noch besser wäre es, wenn die Angst mich gar nicht mehr herausfordern würde.
Ich danke Ihnen für das Gespräch.
Ich danke für Ihre Fragen.

Mittwoch, 2. Januar 2013

Der Wunsch nach Trost

Der sinnvolle Zusammenhang der gegenwärtigen Ereignisse wird erst in der Rückschau sichtbar, nicht aber augenblicklich, weil das, was heute passiert, morgen noch seine Auswirkungen hat. Man könnte fragen, wann der Zeitpunkt für eine Rückschau günstig ist, und weiters, welchen Zeitraum wir überblicken wollen. Die Gabe, sinnerfassend in die Vergangenheit zu schauen, ist mindestens so edel wie jede Prophezeiung. Vielleicht sind ja beide Betrachtungsweisen des Geschehens aufs Engste miteinander verknüpft.
Wenn ich meine eigene Vergangenheit betrachte, so scheint deren Sinn darin zu liegen, mich von Enttäuschungen nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Mein Leben an sich ermutigt mich nicht - nein, ich als Mensch muss mutig an das Leben herangehen, damit es nicht zerbröckelt. Die Frage ist, aus welcher Quelle ich meinen Mut nähren kann, ohne einem gefährlichen Übermut zu verfallen.
Vielleicht geht es in meinem Fall um den Mut zur Mitte. Ich tippe meine Sätze in diesen Blog, um meine Befindlichkeit auf die stabile Mitte hin auszurichten, wo verkrampfte Traurigkeit ebensowenig Platz hat wie maskenhafte Fröhlichkeit. Die Haltung des heiteren Ernstes oder der gelassenen Schwermut könnte für meinen Körper ein Schutzanzug (oder Rettungsring) sein. Damit meine Traurigkeit eine gelassene werden kann, muss ich mich von alten Hoffnungen lösen und bescheidner werden.
Meine Restlebenszeit schrumpft permanent und jeden Tag gehen tausende Möglichkeiten verloren. Ich komme nie zu etwas Endgültigem. Denn jedes Ende ist der Anfang von etwas Neuem. Die Quelle für meinen Mut ist der Wunsch nach Trost. Das Geheimnis vom Trost aber liegt in der Vorstellung von einem höheren Wesen, das längere Zeiträume überblickt, als mir das jemals möglich sein wird. Meine Vorstellung von diesem höheren Wesen muss ich täglich pflegen und weiter entwickeln. Wenn ich das versäume, verblassen gleichermaßen Trost und Mut.