Donnerstag, 9. März 2023

Versuch über den Satz: „Ich bin zufrieden mit mir“

Fremd stehst du vor mir,
machst mich verlegen, unsicher, wütend.
Mein Kopf schüttelt wie von selbst ein Nein.
Wie kannst du es wagen?
Mich so zu konfrontieren mit –
 
Du gehörst nicht zu mir,
bist nicht meine DNA,
bist reine Provokation.
Ich kann nicht glauben, was du sagst.
 
Du willst mich täuschen, in die Irre führen,
mich lächerlich machen.
Ich schäme mich für deinen Hochmut, deine Selbstgefälligkeit, deine naive Schönfärberei.
Du bist mir peinlich.
Und doch stehst du da.
Du nervst!
 
Und überhaupt:
Wer soll dieses „Ich“ denn sein, von dem da die Rede ist?
Der, den ich kenne, ist voller Mängel, Fehler, Sünden,
Unzulänglichkeiten.
Wie sollte der mit sich zufrieden sein?
Und wenn er mit sich „zufrieden“ wäre, was hieße das?
Würde er sich dann berufen fühlen?
Wie fühlt sich Zufriedenheit wohl an?
 
In Wahrheit bin ich aufgewühlt,
unsicher, ängstlich und bedroht.
Von Alter, Krankheit, Tod. 
 
Werde ich an meinem letzten Tag
die allerletzten Worte sprechen können:
Zufrieden bin ich mit mir und meinem Leben (?)
 
Und wenn ich es jetzt nicht sagen kann,
wie will ich das morgen können,
übermorgen oder irgendwann?

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