Montag, 9. März 2020

Was hält eine Frau und einen Mann ein Leben lang zusammen?


Es ist dies der unbedingte Wille beider Beteiligten, alles miteinander zu überstehen, was die Beziehung in Frage stellen könnte. Doch der unbedingte Wille kann bröckeln. Wir müssen uns also fragen, was den Willen stärkt. Der Wille ist stark, wenn die Beziehung beiden Beteiligten gut tut. Der Wille schwächelt, wenn die Beteiligten leiden. Eine gesunde Beziehung tut gut. Doch was ist gesund?
Einen Luftballon unaufhaltsam aufzublasen, bis er platzt, ist – für den Luftballon – ungesund. Das Ausatmen nach dem Einatmen sowie das Einatmen nach dem Ausatmen ist – für den Atmenden – gesund. Die Versöhnung von Gegensätzen, die Ausgewogenheit, die Abwechslung, die Kreativität sind gesunde Prinzipien. Die Dominanz des einen über den anderen, Ungerechtigkeit, Starrsinn und Phantasielosigkeit sind ungesunde Prinzipien. Die Welt entwickelt sich ständig und ebenso tun das die Menschen. Eine Beziehung funktioniert nicht nach Rezept. Sie ist so wenig berechenbar, wie Gott berechenbar ist. Keine Regel kann irgendetwas garantieren. Die Wirklichkeit hält sich nicht an Regeln. Selbst die physikalischen Gesetze bestimmen nicht die Welt. Es ist vielmehr umgekehrt: Die Welt determiniert die physikalischen Gesetze.
Und die Mathematik? Die Mathematik sagt uns, wieviel zwei plus zwei ist. Aber sie kann uns nicht sagen, wieviel zwei Äpfel plus zwei Birnen sind. Würden wir behaupten, zwei Äpfel plus zwei Birnen seien vier Stück Obst, dann hätten wir – aus mathemaischer Sicht – recht, aber auch zwei Äpfel plus zwei Bananen sind vier Stück Obst. So gesehen wären vier Stück Obst und vier Stück Obst gleichzeitig das Gleiche und voneinander verschieden, was offensichtlich Unsinn ist.
Luise und Anton brauchen für ihre Beziehung den Apfel eins der Sorte a plus die Birne zwei der Sorte b. Luigi und Arabella hingegen brauchen für ihre Beziehung den Apfel drei der Sorte c plus die Birne vier der Sorte d. Wie will man also die Beziehung von Luise und Anton mit der von Luigi und Arabella vergleichen?
Luise (53) ist Krankenschwester und Mutter von drei Kindern. Anton (57) ist Architekt und kinderlos in die Ehe mit Luise eingetreten. Luigi (27) ist Maurer und italienischer Abstammung. Arabella (29) arbeitet in der Küche eines Landgasthofs und hofft immer noch, dass Luigi ihr endlich einen Heiratsantrag macht. Luigi trinkt gerne trockenen Rotwein, Anton liebt dunkles Bier. Der eine ist ein hervorragender Tischtennisspieler, der andere kann Kant und Schopenhauer zitieren. Aber was sagt das über das Glück der beiden Frauen aus? Luise ist glücklich, wenn Anton ihr den Rücken massiert. Arabella schwebt im siebenten Himmel, wenn Luigi ihr ein Wiegenlied aus seiner Heimat ins Ohr summt.
Was zwischen zwei Menschen passiert, hat mit Mathematik nichts zu tun. Und doch glauben viele Ökonomen, sie können das Verhalten der Menschen vorausberechnen. Und nach jeder Fehlprognose stellen sie neue, noch kompliziertere Berechnungen an, mit denen sie vergangene Fehleinschätzungen zu erklären versuchen.
Der unbedingte Wille von Mann und Frau hält die beiden ein Leben lang zusammen. Der Wille bestimmt die Entscheidungen und diese bestimmen die Welt. Gäbe es den politischen Willen zu einer gesunden Welt, würden wir uns nicht länger von den »ökonomischen Gesetzen« blenden lassen. Darum sage ich: Menschen aller Länder, entmachtet die Blender!

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