Ich habe – so gut es ging – die Gitarre
gestimmt und ein bisschen geübt: die Etüden II und III von Fernando Sor. Da
habe ich eine Vorstellung davon, wie das klingen soll. Ich höre schlecht, aber
ich höre genug, um Fehler zu hören, und kann somit üben.
Es geht um Wiederholung und Geläufigkeit.
Es geht nicht um das Ergebnis. Ich werde mit meinem Gitarre-Spiel niemanden mehr
beeindrucken können. Die Leistung zählt nicht. Auch nicht bei Peter Frankopan
oder Vaters Erzählungen. Es zählt meine Beschäftigung mit Dingen und die
Befriedigung, die ich dabei empfinde. Aber woher kommt Befriedigung?
Sie kommt sicher nicht von der
Anerkennung, vom Applaus der anderen. Ich muss mir schon selbst auf die
Schulter klopfen. Ich habe – trotz Schwerhörigkeit – Gitarre geübt und bin nicht
in Not geraten. Ich habe geübt, wie man eben übt: mit einer gewissen Ausdauer, aber
ohne Krampf, mit einer gewissen Freude, aber ohne Erwartungsdruck, mit einer
gewissen Dankbarkeit, aber ohne Euphorie.
Wenn die Schwerhörigkeit nicht meine
Feindin ist, wer dann? Mein Schattenkind war nie gut genug, egal wie sehr es sich
auch angestrengt hat. Es konnte nur verlieren. Jede Befriedigung war von vornherein
ausgeschlossen. Mein Sonnenkind sagt, du brauchst den Applaus der anderen
nicht. Vielmehr brauchen die anderen dein Lachen und deine Genügsamkeit.
Es hat recht: Beim Üben geht es um Genügsamkeit.
Schon das bewusste Atmen beim Meditieren zeigt das. Ich kann immer üben, egal
was, egal auf welchem Niveau, egal mit welcher Behinderung. Mein Feind war ein Gedankenfehler.
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